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Sternanisfrüchte - Anisi stellati fructus [Ph. Eur. 7.0 (01/2008:1153)]

Stammpflanzen: Illicium verum HOOK. fil. /  Sternanis [Fam. Illiciaceae / Sternanisgewächse]. Synonyme: Badianifera officinarum KUNTZE, Illicium san-ki PERR., Illicium anisatum GAERTN. NON. L., Illicium stellatum L.. Dt. Synonyme: Sternanisbaum, chinesischer Sternanis, Echter Sternanis, Chinesischer Fenchel. Englisch: Chinese star-anise, Chinese anise, star-anise.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Bis 10 m hoher Baum. Rinde weiß, birkenähnlich. Blätter immergrün, länglich, vorn lanzettlich zugespitzt, ganzrandig. Blüten kugelig, gelblich oder rötlichweiß. Blütenhülle ein Perigon aus 10 stark gewölbten Tepalen. Staubblätter 10, Fruchtblätter 6 bis 11, meistens jedoch 8, frei. Sammelbalgfrüchte korkig-holzig, rotbraun, aus 6-11 rosettenartig um eine Mittelachse angeordneten Balgfrüchten bestehend, die je einen eiförmigen, rotbraunen Samen enthalten, der eine glänzende Oberfläche und einen vertieften Nabel besitzt.

Verbreitung: Heimisch in den chinesischen Provizen Guangxi, Guangdong, Fujian, Yunnan und in Vietnam. Angeblich keine Wildvorkommen mehr. Kultiviert in China, Vietnam, Japan und auf den Philippinen.

Droge: Die getrocknete Sammelfrucht, die bezogen auf die wasserfreie Droge einen Mindestgehalt an ätherischem Öl von 70 ml/kg (7 %) aufweist, welches zu mindestens 86,0 % aus trans-Anethol besteht (bestimmt mittels Gaschromatographie).

Beschreibung der Droge: Bestehend aus 6 bis 11 (meist 8) Teilfrüchten (Balgfrüchte), die sternförmig um eine in der Mitte befindliche kurze, stumpf endende Säule (Columnella) angeordnet sind. Fruchtstiel am oberen Ende deutlich umgebogen und verdickt, aber oft fehlend. Die einzelnen, häufig ungleich entwickelten, kahnförmigen Balgfrüchte sind 12 bis 20 mm lang und 6 bis 11 mm dick, mit flacher Basis, oberem Ende mit stumpfer Spitze sowie graubrauner und grob runzeliger Oberfläche. Die oft aufgesprungene Bauchnaht lässt einen einzelnen Samen erkennen. Der Samen ist etwa 8 mm lang, hart, oval geformt, seitlich zusammengedrückt, rötlichbraun und glänzend. Neben den vollständigen Sammelfrüchten können auch abgetrennte Balgfrüchte sowie herausgefallene Samen vorhanden sein.

Geruch und Geschmack: Geruch nach Anis, Geschmack brennend würzig.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Chinesischer Sternanis. Englisch: Chinese anise, star anise fruits. Lateinisch: Anisum badium, Anisum stellatum, Fructus Anisi stellati.

Herkunft: Aus dem Anbau in Indochina, Japan und auf den Philippinen. Die Ernte der Früchte erfolgt kurz vor der Vollreife im August bis Oktober.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl: Gehalt 5-9 %, überwiegend bestehend aus trans-Anethol (Anteil 80-90 %), daneben als weitere Komponenten die Phenylpropanderivate Estragol (0,6 bis 6 %), Foeniculin (0,5 bis 5 %) und Anisaldehyd (0,4 bis 1,7%), die Monoterpene Limonen (0,4 bis 10 %), Linalool (0,5 bis 2,3 %) und α-Pinen (0,1 bis 2,6%) sowie geringe Mengen an Sesquiterpenkohlenwasserstoffen (ca. 1 %). Weitere Komponenten: Geringe Mengen an Flavonoiden, Phenylcarbonsäuren und Kaffeesäureestern. In den Samen ca. 20 % fettes Öl.

Wirkungen: Bronchosekretolytisch (Stimulierung der Bildung von dünnflüssigem Schleim in den Bronchien und damit Förderung der Schleimentfernung aus den oberen Luftwegen), spasmolytisch im Magen-Darm-Trakt.

Anwendungsgebiete: Katarrhe der Luftwege und dyspeptische Beschwerden.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Keine über die oben genannten Anwendungsgebiete hinausgehende Nutzung in Mitteleuropa.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Mittlere Tagesdosis 3,0 g Droge oder 0,5 g ätherisches Öl. Meist verwendet in Kombination mit anderen Drogen. Wird die alleinige Anwendung bevorzugt, ist zur Teebereitung die unmittelbar vor der Verwendung zerkleinerte Droge zu verwenden. Zu diesem Zweck 0,5 bis 1,0 g Droge (1 Teelöffel entspricht etwa 3 g Droge!) mit ca. 150 ml kochendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Minuten durch ein Teesieb geben.

Sonstige Verwendung: Verbreitete Nutzung (anstelle von Echtem Anis) als Mittel zur Aromatisierung von Lebensmitteln (alkoholische Getränke, Süßwaren) und Kosmetika/Gesundheitspflegemitteln (Zahnpasten, Seifenparfüme).

Wissenswertes: Die Früchte des Japanischen Sternanis (auch bezeichnet als Shikimibaum, lat. Illicium anisatum L.) enthalten stark giftige Sesquiterpenlactone. Angeblich können bereits 1,5 g der als Shikimifrüchte bezeichneten Früchte des Japanischen Sternanis bei Kindern zum Tode führen. Infolge der heute verwendeten modernen Methoden zur Identifizierung sind Verwechslungen sicher zu vermeiden. In der Vergangenheit, als die Unterscheidung der Früchte beider Arten nur auf morphologisch-anatomischen Analysen beruhte, kamen Verwechslungen derart häufig vor, dass die Droge vor einem Jahrhundert aus den deutschen Arzneibüchern gestrichen wurde.


Bilder:
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Sternanis ist ein immergrüner Baum, der im südlichen China und Vietnam beheimatet ist. Die recht großen Blätter sind ganzrandig, die Blüten mit einfacher Blütenhülle, welche aus zahlreichen gelblichen kronblattartigen Perigonblättern besteht. Auffälligstes Merkmal der Art sind die sternförmigen, stark aromatischen Früchte, die der Pflanze ihren deutschen Namen gegeben haben.


Literatur: USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN). [Online Database] National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Available: http://www.ars-grin.gov/cgi-bin/npgs/html/taxon.pl?19801 (01 October 2003); Mansfeld's World Database of Agricultural and Horticultural Crops; Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York; M. Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 122 vom 06.07.1989; Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, Grundwerk 2002 sowie 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Köhler's Medizinal-Pflanzen, Band 2, Verlag Fr. Eugen Köhler, Gera 1887.


© Thomas Schöpke