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Rote Seifenwurzel - Saponariae rubrae radix

Stammpflanze: Saponaria officinalis L. / Echtes Seifenkraut [Fam. Caryophyllaceae / Nelkengewächse]. Synonyme: Bootia nervosa GILIB., Bootia saponaria NECK., Bootia vulgaris NECK., Lychnis officinalis (L.) SCOP., Lychnis saponaria JESS., Saponaria hybrida MILL., Saponaria nervosa GILIB., Saponaria vulgaris PALL, Silene officinarum RUPR., Silene saponaria FRIES. Dt. Synonyme: Gemeines Seifenkraut, Seifenkraut, Seifenwurz, Waschkraut. Englisch: Bouncing bet, bruise wort, fuller's herb, hedge pink, soapwort.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Bis 60 cm hohe, ausdauernde, im Spätsommer (ab Mitte Juli) blühende Pflanze mit gegenständigen, ganzrandigen Blättern und weißen bis rosafarbenen Blüten. Die Wurzel ist rübenartig und durch das Vorhandensein zahlreicher Ausläufer charakterisiert.

Verbreitung: Heimisch in Mittel, Ost- und Süd-Europa, West-Sibirien und Vorderasien, eingebürgert in Nord-Europa und Nord-Amerika. Anzutreffen ist das Echte Seifenkraut insbesondere an Straßenrändern, Bahndämmen und anderen Ruderalstellen sowie in Flussauen.

Droge: Die getrockneten Wurzeln, Wurzelstöcke und Ausläufer.

Beschreibung der Droge: Die Wurzelstücke sind stielrund, bis 6 mm dick, außen rotbraun und längsrunzelig. Der Bruch ist hart und nicht faserig. Im Querschnitt ist eine schmale, weiße Rinde und ein hellgelber Holzkörper zu erkennen. Die Wurzelstöcke sind ca. 20 mm dick und 40 mm lang, meist vielköpfig und braunrot, die Ausläufer ca. 5 mm dick, braun, längsfurchig und knotig gegliedert.

Geruch und Geschmack: Kaum wahrnehmbarer Geruch und zunächst süßlich-bitterer, mit der mit der Zeit anhaltend kratzender Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Seifenkrautwurzel, Waschwurzel. Englisch: Saponaria root, soap root, soapwort root. Lateinisch: Radix Saponariae, Radix Saponariae officinalis, Radix Saponariae rubrae, Saponaria, Saponariae radix..

Herkunft: Sowohl aus Wildvorkommen aus auch aus dem Anbau. Drogenimporte stammen aus China, dem Iran und der Türkei.

Gewinnung der Droge:  Geerntet wird überwiegend ab Oktober. Die von den oberirdischen Teilen befreiten Wurzeln werden durch Abklopfen oder Waschen von Sand und Erde befreit und anschließend möglichst schnell bei Temperaturen bis 50 °C getrocknet.

Inhaltsstoffe: Saponine: Gehalt 2,5-8 %. Strukturell handelt es sich um ein sehr komplex aufgebautes Gemisch mit den Aglykonen Gypsogenin, Gypsogensäure und Quillajasäure. Identifiziert wurden bislang Saponarosid (Monodesmosid der Gypsogensäure) sowie die bisdesmosidischen Saponarioside A-H. Als mengenmäßig dominierendes Aglykon gilt Quillajasäure. Weitere Bestandteile: Verschiedene Kohlenhydrate und geringe Mengen an Sterolen.

Wirkungen: Expektorierend. Die Wirkung wird reflektorisch ausgelöst durch die Reizung der Magenschleimhaut durch die Saponine.

Anwendungsgebiete: Katarrhe der oberen Luftwege.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Innerlich u. a. Leber-, Gallen-, Lungen- und Nierenerkrankungen, Verstopfung,  Rheuma, Gicht und zur Förderung der Menstruation, äußerlich bei Hauterkrankungen. Eine Wirksamkeit wurde für keines dieser Indikationsgebiete nachgewiesen.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.
Unerwünschte Wirkungen: In seltenen Fällen können Magenreizungen auftreten.
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Einer Tagesdosis von 1,5 g Droge entsprechend die zerkleinerte Droge für Teeaufgüsse sowie in Form von galenischen Zubereitungen zum Einnehmen. Die Teebereitung erfolgt unter Verwendung von 0,4 g der fein geschnittenen Droge.

Sonstige Verwendung: Als Nießpulver, in Industrie und Technik als Waschmittel, in der Kosmetik als Zusatz zu Haarwaschmitteln.


Bilder:

Saponaria officinalis L. (Seifenkraut): Links die in Mitteleuropa häufig an trockenen Stanorten anzutreffende Pflanze, rechts die reichblütige Infloreszenz einer einzelnen Pflanze mit den leuchtend hellrosafarbenen Blüten. Die Anzahl der Kronblätter beträgt theoretisch 5, ist aber häufig bis weit über 20 vermehrt (6 bei der endständigen Blüte rechts!).


Literatur: Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 80 vom 27.04.1989; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke